Dream (1948)

 

Bevor ich mich schlafen lege und meine angetagte Unruhe

im Polster ersticke, will ich mich nach deinen einzigen

Träumen erkundigen und von deinen ungenügenden Gefälligkeiten

die Hand zum Tanz fordern und schüchtern Schritte tun.

 

Auf Nelken und Nägeln gebettet will ich deinen halbgeöffneten

Mund mit meinem akkordfremden Finger umkreisen,

als wäre er blutroter Halbmond oder einer Zigarette gleich.

Am Orgelpunkt deiner Lippen mich gedrängt verhaspeln

und eine eisleckende Mutter an deine Augenbraue zeichnen.

 

Bevor ich mich schlafen lege, sollst du mir mit deiner verlöffelten

Hasenzunge über und über mein sabberndes Gesicht lügen

und mich in vollgesoffene Mullbinden wickeln, dass es mich rührt.

Du sollst mir dein Gute-Nacht-Lied singen und mich wiegen

in Versprechungen und alles verzetteln, was wir bisher geliebt haben.

Nimm mir die Angst vor dem Morgen und ich perle in dir ab.

 

Spielerei und Farbe

Seit unserem gemeinsamen Kaffee gestern Nachmittag gehst du mir im Kopf herum. Du trottest langsam vor dich für mich hin, bleibst dann und wann stehen um dich umzusehen und machst nicht die geringsten Anstalten zu gehen. Ich weiß nicht, was es war. Was, oder ob du überhaupt etwas an dir hattest. Etwas Besonderes womöglich, etwas Erinnerungsträchtiges. Dein Blick traf zwar auf meinen, aber nie war da etwas Loderndes. Dein Lächeln war eines der gewöhnlichsten, das ich je gesehen habe und die Art, wie du dich artikuliert hast, hat mich nicht im Geringsten gerührt. Und doch habe ich schlecht geschlafen diese Nacht, hab mich im Bett gewälzt und mir meinen Weg zum Traum durch Schafkadaver freikämpfen müssen. Ein Glühen schnellte immer wieder durch meine Windungen, wie das kurze Flackern einer Neon-Röhre. Vielleicht war es deine eigenartige Körperlichkeit, die mir heute so zu schaffen macht. Dein Körper war zwar bloß ein simpler schöner und wohlgeformter Körper, gepackt in alltägliche Kleidung, aber wie du mit ihm umgegangen bist, hat mich möglicherweise fasziniert. Ganz unverfroren hast du dich angefasst, mitten im Gespräch deine Brüste geknetet und dich zwischen den Beinen gestreichelt. Und auch meinem Körper hast du wenig Möglichkeit zur Abgrenzung gegeben. Wieso hast du auch mich so oft angefasst? Ohne offensichtlichen und ohne sexuellen Beweggrund? Bei jeder Möglichkeit, die sich dir bot, hast du meine Hand gestreichelt, mir auf die Schulter geklopft oder bist mir durch die Haare gefahren. Jeden Satz, den du mit deinen Lippen sagtest, hast du mit einer Berührung unterstrichen. Ich war eigentümlich erschöpft nach unserem Treffen, mit meinem Überlegen irgendwo an deinen Lippen und an deinen Händen gefangen, vollends ausgelaugt von deiner Körperlichkeit. Vielleicht war es genau das. Vielleicht ist es genau das, was mir im Kopf herum geht. Vielleicht finde ich aber auch bloß den Gedanken an dich an sich genial und denkenswert. Vielleicht bist du mir mehr ein Bild, von mir selbst gezeichnet, das auf nichts verweist, als auf sich selbst. Wie jedes Bild das tut. Vielleicht bist du bloß Spielerei und Farbe.